Weitere Aktivitäten des Fördervereins Haus Letmthe

Nach der Gründung des FHL im Oktober 2000 stellte sich schell heraus, dass das  Vereinsziel, die Sanierung von Haus Letmathe, nur mit großem Engagement erreicht werden konnte und dass noch ein langer Weg vor uns lag.

Um die relativ schnell über 300 Mitglieder des FHL nicht nach der anfänglichen Euphorie genauso schnell wieder zu verlieren, untersuchten wir die Geschichte des alten Herrensitzes sowie seiner bisherigen Besitzer und Bewohner und suchten den Kontakt zu den heutigen Trägern der Hausnamen „Letmathe“, „Brabeck“ und „Overweg“. (Ein Glück, dass uns dabei das Internet eine vorzügliche Hilfe bot!)

Interessantestes Ergebnis bei der Kontaktaufnahme zu den „Letmathes“ war eine recht zufällige Begegnung mit Frits Litmaath und seiner Frau aus Holland, die auf der Reise an die Orte ihrer Vorfahren auch Haus Letmathe besuchten und dort um Informationen baten. Selbstverständlich wurden wir sofort benachrichtigt und konnten so eine inzwischen langjährige Verbindung zu ihm und einigen seiner holländischen Verwandten aufnehmen. Fritz Litmaath hat sich übrigens lange und intensiv mit der Geschichte seiner Vorfahren beschäftigt und einen entsprechenden Stammbaum angelegt.

Wir haben leider nur wenige „Overwegs“ gefunden, was wohl daran liegt, dass dieser Familienname nicht gerade häufig ist. Jürgen Overweg aus Herford hat den Kontakt zu uns – auch mit mehreren Besuchen in Letmathe – über viele Jahre aufrecht erhalten. Ein besonderes Erlebnis ergab sich im März 2007, als das ZDF am Haus Letmathe einen Film mit dem Schauspieler Walter Sittler drehte, einem Neffen von Jürgen Overweg und Nachfahre von Carl Overweg, der im 19. Jahrhundert im Haus Letmathe gewohnt, als Landeshauptmann mit großem Einfluss geschichtliche Bedeutung gewonnen hat und dessen Büste vor Haus Letmathe daran erinnert.

Die intensivste Beziehung ergab sich zu den Brabecks, die heute größtenteils im Rheinland, im Sauerland und in Bayern wohnen. Ihren adligen Vorfahren gehörte Haus Letmathe von 1576 bis 1812. Ihr Stammhaus war Kirchhellen (heute Stadt Bottrop). Für den heimischen Raum hatten die von Brabecks eine besondere Bedeutung: Patronatsrecht über die Pfarrei St. Kilian in Letmathe, Bau der bis 1914 bestehenden Pfarrkirche in Letmathe, Besitz des Hauses Hemer und Bau der Peter-und Paul-Kirche in Hemer.

Am 02. Oktober 2004 veranstaltete der FHL in Letmathe und Hemer ein Brabeck-Symposium, an dem über 70 Personen teilnahmen, darunter 11 bürgerliche Nachkommen der Familie von Brabeck (auch der Nestle-Chef Peter Brabeck-Letmathe aus der Schweiz) mit ihren Angehörigen sowie zwei Familien Litmaath aus Holland, bürgerliche Nachfahren der Herren von Letmathe (vgl. die Broschüre „Auf den Spuren der Brabecks“).

Die Brabecks kannten sich untereinander nur zum Teil. Das durch unsere Aktivitäten  geweckte Bewusstsein  der Zusammengehörigkeit führte in den Folgejahren zu etlichen Brabeck-Sippentreffen.

Die hervorragende Resonanz auf unsere historischen Untersuchungen motivierte uns, für weitere Forschungen eine “Geschichtswerkstatt“ zu gründen. Das wurde im Juli 2004 auf einer Mitgliederversammlung  des FHL beschlossen. Um von Beginn an eine fachkundige Leitung der Gruppe zu sichern, ist sie als VHS-Kurs eingerichtet worden. Und um die Basis zu erweitern, wurde der Heimatverein als Mitträger beteiligt.

Am 23. O9.2004 fand die Gründungssitzung  statt mit 15 Teilnehmern. Der  Name wurde abgeändert in „Geschichtskreis“, um neben Forschungstätigkeiten auch Vorträge und Besichtigungen ins Programm aufnehmen zu können. Die Leitung übernahm die Historikerin Katja Hofbauer. Da die VHS nur eine Starthilfe geben sollte, ist die Leitung nach drei Jahren auf die Herren Dr. Norbert Hesse (HVL) und Otto Kröger (FHL) übergegangen. Die Mitgliedschaft im Geschichtskreis sollte auch weiterhin beitragsfrei bleiben, aber den Teilnehmern wurde empfohlen, sich entweder dem FHL oder dem HVL anzuschließen.  FHL und HVL wollten sich weiterhin engagieren und den Geschichtskreis – auch finanziell – unterstützen.

Die Herausgabe der Publikationen erwies sich als überaus erfolgreich. Daran hatte vor allem Otto Kröger den Löwenanteil, denn ohne seine fachlichen Kenntnisse, sein Engagement, seine besondere Sorgfalt und seine leidenschaftliche Begeisterung wären  diese Erfolge nicht vorstellbar gewesen!

Im Sommer 2009 waren die Arbeiten beendet und das Gebäude erstrahlte wieder in vollem Glanz. Die Letmather Kirchengemeinden und viele Vereine, Verbände und Gruppierungen sowie Einzelpersonen organisierten als Festgemeinschaft ein Bürgerfest zur Wiedereröffnung von Haus Letmathe, das am 12. September 2009 in großem Rahmen und mit beeindruckender Beteiligung der Letmather Bevölkerung rund um Haus Letmathe gefeiert wurde.

Inzwischen ist aus dem Gewölbekeller ein begehrter Veranstaltungsort geworden. Der Förderverein hat in erheblichem Umfang investiert für die Möblierung, Beleuchtung und Ausgestaltung des Gewölbekellers und der Nebenräume. Bücherei und Förderverein bieten von September bis Juni ein buntes Programm an, und regelmäßig sind die meisten Vorstellungen restlos ausverkauft. Könnte es einen überzeugenderen Beweis geben dafür, dass die Bemühungen um den Erhalt des alten Herrenhauses und seine aktuelle Nutzung sich in vollem Umfang gelohnt haben?

Was bürgerschaftliches Engagement auch in finanziell schwierigen Zeiten zu leisten imstande ist, wurde auch im  Jahre 2011 deutlich, als sich der Förderverein und weitere (über 60!) Vereine sowie die Kirchengemeinden zur „Festgemeinschaft 975 Jahre Letmathe“ zusammenschlossen, ein umfangreiches und vielseitiges Jahresprogramm (über 70 Veranstaltungen!)  organisierten und dank des ehrenamtlichen Einsatzes der Beteiligten und der vielen Spender und Sponsoren zum Abschluss des Jubiläums dem „Hospiz Mutter Teresa“ einen Scheck von 14.000 Euro überreichen konnten. Hoffen wir, dass Idealismus und Einsatzbereitschaft auch in Zukunft erhalten bleiben!

  • Festschrift 975 Jahre Letmathe
    975 Jahre Letmathe

 

Am 11. März 2013 wurde zur Fortsetzung der guten und erfolgreichen Zusammenarbeit die „Letmather Runde“ gegründet, und zwar in zwei Formaten: die „Große Letmather Runde“ für Vertreter aller Letmather Vereine, Verbände und Organisationen und die „Kleine Letmather Runde“ als deren Lenkungsgruppe mit Vertretern von ev. Kirchengemeinde, Werbegemeinschaft, Heimatverein, Geschichtskreis und Förderverein.

Als nächste große Veranstaltung wurde 2015 ein „Friedensfest“ gefeiert zur dankbaren Rückbesinnung auf die letzten 70 Jahre nach Kriegsende. Eine Dokumentation wird noch im laufenden Jahr erscheinen. Als bleibende Erinnerung wurde im Park von Haus Letmathe eine „Friedensstele“ des heimischen Künstlers Frank Haase errichtet, der auch in unserem Auftrag die „Letmather Stadtsäule“ als Wegweiser am neuen Radweg an der Lenne geschaffen hat. Den Erwerb dieser Kunstwerke  haben uns dankenswerterweise namhafte Sponsoren ermöglicht.