Pressebericht des Iserlohner Kreisanzeigers vom 1. November 2014
(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des IKZ)
Hongkong-Holländer in Letmathe
Der 80-jährige Joop Litmaath, der 50 Jahre lang in Asien arbeitete, landet bei der Suche nach seinen Vorfahren im Haus Letmathe und spielt spontan Klavier
Von Helmut Rauer
Letmathe. Was macht ein 80-jähriger Holländer, der 50 Jahre lang in Hongkong mit Spielzeug für Hunde und Katzen gehandelt hat, im Haus Letmathe? Nein, er verkauft keine Gummiknochen oder Mäuse mit Fernbedienung. Er setzt sich im Gewölbekeller ans Klavier und spielt Bernstein. Denn Joop B. M. Litmaath ist ganz nebenbei ein ausgezeichneter Jazzpianist.
Der Name Litmaath deutet auf Wurzeln in Letmathe hin
Um dies alles verstehbar zu machen, müssen wir weiter ausholen. Joop Litmaath hat vor einem Jahr Hongkong verlassen und in Den Haag seinen Ruhestand angetreten. Jetzt möchte er wissen, wo seine Vorfahren herkommen. Deshalb ist er mit seinem Bruder Frits (72) nach Letmathe gefahren. Wenn man Litmaath heißt, scheint es nicht abwegig, hier die Wurzeln zu vermuten. Für Fritz Litmaath (der bei Groningen wohnt) ist es nicht der erste Besuch. Schon 2003 hatte man ihm im Haus Letmathe geholfen, etwas Licht ins Dunkel des Stammbaums zu bringen.
Jetzt sitzt er mit seinem Bruder im Heimatmuseum bei Kaffee und Keksen, plaudert mit Vertretern des Heimat- und Fördervereins – Dr. Norbert Hesse, Gisela Wydra, Wolfgang Hartmann und Herbert Müller. Frits erzählt, was er nach eigenen Recherchen herausgefunden hat. Dass sein 1803 geborener Urgroßvater aus Letmathe oder einem anderen Ort im Sauerland ausgewandert ist. Dass jener als Lohnarbeiter in die Provinz Groningen kam, wo es die Familie später zu einem eigenen Lebensmittelladen brachte. Wann immer Frits seinem Bruder am Telefon von diesen Forschungen erzählte, weckte er dessen Interesse. Doch solange der große Bruder noch seine Haustierspielzeugfirma führte – und das tat er bis zum 79. Lebensjahr – war an Familienforschung und eine Reise nach Letmathe nicht zu denken.
Er war der „Fliegende Holländer von Hongkong“
Jetzt aber ist Joop mit seinem Bruder in Letmathe angekommen und trägt sich im Heimatmuseum ins Gästebuch ein. „Ich war der älteste beruflich aktive Holländer in Hongkong“ erzählt Joop Litmaath auf Englisch. Man nannte ihn den fliegenden Holländer von Hongkong. Und als solcher hat er ein Buch über seine 50 Jahre in der Ex-Kronkolonie geschrieben. Dieses Buch legt er jetzt im Heimatmuseum auf den Tisch. Neben eine Reihe von Büchern mit Gedichten. Die hat sein Bruder Frits verfasst. Eine Künstlerfamilie – diese Litmaaths – ein Name, der in Holland übrigens gar nicht so selten ist.
Als sich beiläufig herausstellt, dass Joop Litmaath Jazzpianist ist, wird er gebeten, das Klavier unten im Gewölbekeller zu „testen“. Joops Augen leuchten. Der Hongkong-Holländer spielt Bernstein und die Finger fliegen über die Tasten, als hätte er bei seinem Besuch einen Zeitsprung gemacht. Nicht bis zu den Vorfahren. Aber er spielt, als wäre er 50 Jahre jünger.